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CCC'94

Der traditionell zwischen Weihnachten und Neujahr vom Chaos Computer Club veranstaltete Chaos Communication Congress bietet auch dieses Jahr wieder allerlei für die Tramper auf den Datenautobahnen und allen anderen.

Nachdem der Congress die letzten 10 Jahre in Hamburg im Eidelstedter Bürgerhaus tagte, öffnet er sich dieses Jahr inhaltlich wie strukturell einem größeren Publikum und findet in der ehemaligen Kunsthalle in der Berliner City am Breitscheidplatz, gegenüber der Gedächtniskirche, statt.

Nachdem der Computer sich als das wichtigste neue Medium durchgesetzt hat, gewinnen die Fragen nach der Gestaltung dieses Mediums, das auch den Fernseher in seiner Bedeutung noch überholen wird, zunehmend gesellschaftliche Relevanz.

Um zu erreichen, daß Stichworte wie z.B, "interaktives Fernsehen" mehr beinhalten als die "buy"-Taste an der Fernbedienung, die den Kauf eines Produktes beim Betrachten des Werbespots aufnötigt, braucht es Visionen. Mit den selbst geschaffenen, frei zugänglichen Netzwerken, die unter dem Stichwort "Interaktivität" weitaus mehr zu bieten haben, erreichen die Hacker jedoch inzwischen nicht nur die Kinderzimmer der Informationsgesellschaft, sondern geraten auch in Bedrängnis durch Großkonzeme, die Netzwerke zunehmend als Betädgungsfeld begreifen.

Die Tendenz der Industrie, eine direkte Glasfaser bis in unsere Brieftaschen zu legen und die damit verbundene Kommerzialisierung von Informationswegen, bedrängt gesellschaftlich orientierte Informationsanbieter, wie z.B. Umweltschutz und Menschenrechtsorganisationen, Parteien- und Gewerkschaften, deren Interessen nicht vorrangig finanzieller Natur sind.

Aktuelle Themen wie die Entmonopolisierung des Telefonnetzes und die Gestaltung zukünftiger Netzstrukturen stehen daher dieses Jahr genauso auf dem Programm wie die traditionellen Workshops und Informationsveranstaltungen, Der Erörterung und Hinterfragung von Industriekonzepten kommt dieses Jahr neben der Vorstellung eigener Projekte und Ideen eine besondere Rolle zu.

Unter dem Titel "Seid umschlungen, Millionen" werden Workshops und Diskusionen zur finanziellen Zukunft der elektronischen Netze angeboten. Ob Vebacom oder RWE - wer wird am meisten an den Glasfaserpipelines verdienen durch die das graue Gold in Form von Bits und Bytes fließen wird. Sind freie BürgerInnen-Netze und weltweite Kommunikation für Privatleute, Mittelständler, kleinere Firmen und Institutionen in Zukunft erschwinglich? Was wie eine kühle Rechenaufgabe aussieht ist in Wirklichkeit gesellschaftspolitische Kalkulation, wo der Satz 'Wissen ist Macht' sich zu 'Du sollst nur wissen, was Du Dir leisten kannst' verändern könnte. Auch die Form des Wertaustausches, das elektronische Geld, wird ein Untersuchungsthema in den zahlreichen Workshops sein.

Die eigentliche Lebensader des Congresses: das Informationschaos, strukturiert in einzelnen Workshops, aber auch unstrukturiert bis in alle Flure und vor allem das Chaos-Café, kann thematisch hier nur in Stichworten umrissen werden, wie z.B. CD-ROM-Sicherheit, Phonephreaking und ISDN, Verfassungsschutzanwerbungen in der Mailboxszene, Durchsuchungen wegen "Störung des öffentlichen Friedens" bei Mailboxen, Rechtliches zum BTX-Staatsvertrag und FAG, Unsicherheit der Chipkarte und dadurch sich ergebende Fragestellungen...

Sollte die Zeit nicht reichen, steht der 30. Dezember für weitere spontane Veranstaltungen zur Verfügung.

Um die Veranstaltung vom technischen Niveau so verständlich wie möglich zu halten, wird es zu einigen Themen wie z.B. dem Internet einführende Workshops geben, Gelegenheit zu schöpferisch-kritischer Nutzung der vorhandenen Technologie bieten das Hack-Center und die Datentankstellen in jedem Raum. Zum Nachlesen und zur Erstellung dezentraler Sicherungskopien hält das Chaos-Archiv einiges an Literatur und eine Batterie Fotokopierer bereit.

 

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